Wissenschaftler belegen: Hartz IV Empfänger erhalten zu viel Geld

Dies belegt eine Studie des Prof. F. Thießen und des Dipl. Kaufmanns C. Fischer, die unter dem Titel „Die Höhe der sozialen Mindestsicherung – Eine Neuberechnung bottom up -“ von der TU Chemnitz veröffentlicht wurde.

Als Grundlage haben die Herren die Preise der Stadt Chemnitz genommen. Zunächst wurde ein lebensnotwendiges Minimum und ein lebensnotwendiges Maximum definiert.

Es wurde angenommen, dass der Hartz IV Empfänger männlich, zwischen 18 und 60 Jahre alt, kinderlos, in einem 1-Personen-Haushalt lebend, deutsch und ohne jeglichen gesundheitliche Komplikationen, 1,70 m Hoch und 70 kg schwer ist.

Es wurde also angenommen, dass der Musterarbeitslose meiner Einschätzung nach innerhalb von 3 Tagen sich bei 4 verschiedenen Firmen vorstellen könnte, wobei er dann mit einer Zusage rechnen könnte. Das ganze ist meiner Meinung nach schon in diesem Stadium unrealistisch. Aber für Studien muss man ja abstrahieren, daher tipp ich mal weiter, was es da zu lesen gibt.

Der Warenkorb, den ein Hartz IV Empfänger sich zusammenkaufen kann, wird aus einem relativ modernen Warenkorb aus dem Jahr 2003 zusammengesucht. Es wird weiterhin angenommen, dass der Hartz IV Empfänger in einer Hartz IV regelkonformen Wohnung wohnt, die also vom Amt direkt Warm via Wohngelt bezahlt werden könnte.

Nun wurde der Warenkorb noch einmal aufgeteilt. Es gibt Sachen, die im Minimumfall nicht benötigt werden, im Maximumfall dem Hartz IV Empfänger jedoch zugestanden werden könnten. So braucht der Minimumfall keinen Regenschirm, keinen Anzug, kein Bügeleisen (er hat eh keinen Anzug), keinen Staubsauger und einige Möbelteile weniger als der Maximumfall. Im Freizeitbereich wird dem Minimumfall lediglich ein Bibliothekenausweis und ein Fernseher zugestanden.

Da muss ich schon einmal drüber nachdenken, wie das ganze dann zusammepasst. Wenn der Hartz IV Empfänger in seiner Freizeit, die ja nicht gerade sehr beschränkt sein könnte, nur vor der Glotze hängt und in der Biblithek nur Bücher wälzt, dann einen perfekten Bodymass-Index haben kann?

So damit kommt die Studie zu folgenden aggregierten Gesamtausgaben:

Bezeichnung Minimumfall in EUR Maximumfall in EUR
Lebensmittel 68 104
Kleidung 17 31
Körperpflege 14 18
Verkehr 23 46
Freizeit 1 14
Kommunikation 2 46
Gebrauchsgegenstände 7 19
Summe 132 278

Zum Vergleich wurden in der Studie der Regelsatz in 2006 in Höhe von 331 EUR und die Ausgaben des Warenkorbs von 2003 von den 20% der Haushalte mit einem geringenr Einkommen in Höhe von 478 EUR dazugesetzt.

Damit kommen die Herren dann zu folgendem Zwischenergebnis:

„Die Differenzen zwischen Maximumsatz und Regelsatz betragen – vor Wohnungs- und Wohnnebenkosten – 53 Euro bzw. 16% des Regelsatzes. Das ist nicht „nichts“, aber auch keine allzu große Differenz.

Allerdings gilt dies nur für den Maximumfall. Der Minimumfall liegt deutlich unter dem geltenden
Regelsatz der Sozialhilfe. Das bedeutet, dass der geltende Regelsatz an der allerobersten
Grenze dessen liegt, was mit den festgelegten Zielen der Sozialhilfe noch vertretbar
ist. Auch weniger als die Hälfte des Regelsatzes wäre mit den formulierten gesellschaftlichen
Zielen vereinbar.“

Als nächstes werden in der Studie die Zusammengefassten Zahlen auf einzelne Produkte aufgebrochen.

Im Bereich der Lebensmittel wird dem Minimumfall kein Mineralwasser, keine Zigaretten und kein Alkohol zugestanden.

Der topgesunde männliche Proband muss in diesem Fall Nichtraucher sein, keine Probleme im Leben haben, oder zumindest diese so stark im Griff haben, dass er dem Alkoholismus auf keinem Fall verfällt. Hierzu gibt es nämlich kein Geld. Das Leitungswasser soll in vielen Regionen sogar gesünder sein als das Mineralwasser aus der Flasche, daher passt es wieder …

Auf die Beschreibung der kalkulierten Preise bei Kleidungsstücken verzichte ich, da dies jeglicher Realität entbehrt. Wenn man im Monat für einen Puli oder ein Hemd beispielsweise 0,78 Eur zur Verfügung hat, dann kann man sich einen anständigen Puli erst im nächsten Winter kaufen.
Der angenommene Durchschnittspreis für Winterschuhe beträgt bei den Herren EUR 17,55. Die Schuhe kann man sich der Kalkulation nach allerdings nur alle 2,X Jahre kaufen. D.h. dass diese von einer sehr guten Qualität sein müssten um die 2 Jahre zu überstehen.

Zumal dem Minimumfall nur ein öffentlicher Ticket zugestanden wird. Er muss alles zu Fuß oder mit dem Bus erreichen und sich so zu Hause versorgen.

In einem weiteren Ergebnis wird die bereits zitierte Aussage bestätigt.

Danach beschäftigt sich die Studie mit der Zufriedenheit der Hartz IV Empfänger.

Zunächst wurde ein Gruppe von ca. 300 Probanten befragt. Etwa 40% von ihnen kamen mit dem Hartz IV Regelsatz nicht aus und mussten Konsum aufschieben. 60% kamen mit dem Regelsatz zurecht. Danach wurde festgestellt, dass sich die Zufriedenheit bezüglich verschiedener Unterpunkte (Nahrung, Kleidung, Ausstattung) zwischen den Probanten, die mit dem Regelsatz auskamen und den, die damit nicht zurechtkamen, unterschied.

Im Endeffekt kam die Studie zu dem Ergebnis, dass die gesellschaftlichen Ziele auch mit einem geringeren Regelsatz erreicht werden könnten.

Ich für meinen Fall kann nur schreiben, dass ich als Student, der die meiste Zeit des Studiums in den Vorlesungssälen und Bibliotheken verbracht hatte, mit 132 Euro im Monat nicht ausgekommen wäre. Allein eine warme Mahlzeit am Tag in der Mensa schlug mit ca. 50 bis 60 Euro im Monat ins Budget. Am Wochenende muss man auswertig dann auch mit ca. 32 Euro Mittagskosten (8 x 4 Euro) rechnen. Für weitere Mahlzeiten und für Kleidung wären die restlichen 50 Euro einfach nicht ausreichend.

Daher halte ich es für äußerst bedenklich, wenn man die soziale Leistung an die Ärmsten rein wissenschaftlich auf die einzelnen Produktgruppen aufteilt und sich hierbei eines perfekten Probanten bedient. Die Realität ist anders.

Meiner Meinung nach bringt eine derartige Studie keinen weiter. Sie ist eher plakativ und macht auf sich selbst aufmerksam. Die Wissenschaftler haben in einem nachträglichen Vorwort inzwischen darauf aufmerksam gemacht, dass aus der Studie keinerlei Konsequenzen abgeleitet wurden.

Spreeblick hat den Kern eigentlich in einem Zitat getroffen: „Ist dir klar, dass ein Affe im Zoo deutlich mehr kostet als ein Hartz-IV-Empfänger?“

Meiner Meinung nach hätte in der Studie mindestens noch darauf eingegangen werden müssen, ob das, was da herausgefunden wurde, überhaupt machbar ist und wie man es umsetzen könnte. Es müsste nämlich darauf hinauslaufen, dass man den Leuten Trainigsprogramme anbietet, wie sie richtig einkaufen, gesund kochen und allgemein ihre Frezeit gestalten …

Damit müsste man an einer vermutlich nicht gewollten Stelle wieder Kosten lostreten. Man verwaltet derzeit zu einem großen Teil die sozial Schwachen. Mit dem Verwalten verbessert man deren Lage nicht. Man sorgt nur dafür, dass sie von einem Tag auf den anderen überleben.

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3 Kommentare zu “Wissenschaftler belegen: Hartz IV Empfänger erhalten zu viel Geld”

  1. Um mal wieder was neues zum Thema zu schreiben. Der Satz für Hartz IV Empfänger wird demnächst um 5 Euro angehoben.

    Die Neuberechnung erfolgte aufgrund der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes in Karlruhe.

    Die Politik rechnete und kam auf einen Betrag von 5 Euro mehr. Damit wird die derzeitige Hartz IV Grundsicherung von 359 Euro im Monat um 5 Euro auf 364 Euro im Monat steigen.

    Im Gegensatz dazu wird die Bank HRE (Hypo Real Estate), die sich ordentlich verzockt hat, mit Garantien von 142 Milliarden Euro gestützt. Pro Bundesbürger sind es damit ca. 1.800 Euro an Garantien für die der deutsche Staat und damit auch die Bürger über Steuern und sonstige Abgaben aufkommen müssen.

    Die Politik argumentiert, dass man das System, das Banken-System, vor dem Zusammenbruch schützen musste …

    Wieviele Jahre müssen vergehen, damit alle in Deutschland tätigen Banken mit den Steuern auf ihr zu versteuerndes Einkommen für ein Steueraufkommen von 142 Milliarden Euro sorgen? Sicherlich nicht ein und auch nicht zwei Jahre …

    So sorgt die Politik für soziale Gerechtigkeit. 😉

  2. Vor wenigen Tagen hat das BGH die Klage einer HartzIV Empfängerin abgewiesen, bei der es um die Erhöhung des HartzIV Satzes gemäß den Medien um EUR 0,20 pro Monat ging.

    In ein paar Tagen wird dann vor dem Bundestag über die Rettungshilfe für spanische Banken entschieden. Da geht es eben um EUR 100 Milliarden.

    Die Umrechung auf die HartzIV Sätze erspare ich mich. Scheinbar hätte die Frau statt kleinlich zu sein auf eine Erhöhung um einen signifikant großen Betrag klagen sollen …

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